Wie schafft die Schwyzer Wirtschaft den Schritt in eine nachhaltige Zukunft?
Aktueller hätten die Themen des Unternehmeranlasses nicht sein können: Einschätzung zur aktuellen Wirtschaftslage, Sicherung der Energieversorgung der Zukunft, der Umgang mit Nachhaltigkeitszielen für KMU und die Chancen von innovativen und neuen Geschäftsmodellen.
Zum ersten Mal fand der Unternehmeranlass der SZKB im Grossen Saal des Klosters Einsiedeln statt. Über 80 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten der Einladung, liessen sich über die aktuelle Wirtschaftslage informieren und nahmen rege an den drei Breakout-Sessions und der Diskussionsrunde teil. Der Chief Investment Officer der Schwyzer Kantonalbank, Thomas Rühl, nahm in seinem einleitenden wirtschaftlichen «Tour d'horizon» die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf eine Reise um den Globus.
Steigende Inflation, stotternde Wirtschaft, hohe Energiepreise
Die Inflation hat Europa im Griff und reduziert die Kaufkraft. Viele Produkte und Dienstleistungen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich teurer geworden. Die vergleichsweise tiefe Inflationsrate in der Schweiz schützt zwar vorden drastischen Auswirkungen, die eine starke Inflation auslösen kann. Aber auch hierzulande sollte man sich Gedanken machen, wie der Kaufkraftverlust im Idealfall vermieden werden kann. Auch abgesehen von der Inflation sind die Märkte weiterhin von grossen Risiken geprägt. Die Eurozone wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession abgleiten. Insbesondere der Wirtschaftsmotor Deutschland zeigt Schwäche. In den USA halten sich die positiven und negativen Konjunktursignale die Waage, das Wachstum wird jedoch nachlassen. So ist im Ölpreis bereits eine konjunkturbedingte Nachfrageschwäche erkennbar. Im Gegenzug planen die ölfördernden Länder preisstützende Reduktionen der Fördermenge. Die Ängste um die europäische Energieversorgung haben zwar etwas abgenommen. Die Grosshandelspreise für Gas und Strom bleiben jedoch hoch. Diese Zusatzkosten werden sich in den Unternehmensresultaten niederschlagen, was wiederum die Aktienmärkte belastet. Infolge der aggressiven Leitzinserhöhungen der SNB, der Fed und weiterer Zentralbanken haben sich auch die Zinsen für langfristige Anleihen erhöht. Gleichzeitig hat die Inflation den Höhepunkt wohl noch nicht erreicht. Was können und müssen wir tun, damit unsere Kinder, Enkel und weitere Generationen auch noch im Wohlstand leben können? Wie können sich KMU auf diese veränderten Rahmenbedingungen einstellen? Und was sind erfolgreiche Strategien für Unternehmen, so dass die Geschäftstätigkeit auch für die nächste Generation rentabel betrieben werden kann? Diese Fragen bildeten den roten Faden des Unternehmeranlasses der SZKB in Einsiedeln.
Energieversorgung für die Zukunft
Inspirationen kriegten die rund 80 anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer in den Breakout-Sessions. Von Christian Schaffner, Executive Director des ETH Science Center, wurde die Energieversorgung der Zukunft thematisiert. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter dem Ziel, in Zukunft eine Netto-Null-Gesellschaft zu erreichen und weg von fossilen Energieträgern kommt. Dazu benötigen wir aber je nach Prognose 20 bis 40 Prozent mehr Strom als heute. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn bedeutend mehr einheimische, saubere Energie produziert wird. Zudem wird gerade im Energiebereich die Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarstaaten wichtiger, um einen ausgeglichenen, sauberen Energiemix zu erhalten. Je mehr sauberen Strom wir selber produzieren, desto besser ist unsere Position im europäischen Markt.
Nachhaltigkeit in den Geschäftsmodellen der Schwyzer KMU
Viele KMU spüren die steigende Regulierungsdichte und die zunehmenden Kundenerwartungen bezüglich Nachhaltigkeit – sind sich aber noch nicht im Klaren, wie sie das Thema effizient und effektiv angehen können. Sarah Cissé vom B Lab Switzerland zeigte in ihrer Breakout-Session auf, was Nachhaltigkeit für KMU bedeutet, welche Chancen mit nachhaltigen Geschäftsmodellen verbunden sind und welche konkreten Schritte die KMU im Rahmen eines spezifischen Programms unternehmen können, um das Thema anzugehen. Ihr Programm setzt bei den «Sustainable Development Goals» (SDG) der UNO an. Dabei handelt es sich um siebzehn nachhaltige Ziele, die bis 2030 global und von allen UNO-Mitgliedstaaten erreicht werden sollen. Das Programm ist in drei Schritte aufgeteilt und speziell auf die Bedürfnisse von KMU ausgerichtet. Im ersten Schritt erfahren die Teilnehmenden, warum die SDG für jedes Unternehmen wertvoll sind. Im zweiten Schritt geht es um die Priorisierung und Implementierung der verschiedenen Themenfelder. Dabei analysieren die Teilnehmenden, in welchen Bereichen sie eine möglichst grosse Wirkung erzielen können. Daraus werden anschliessend im dritten Schritt die eigenen Ziele und Massnahmen abgeleitet.
Startkapital für zukunftsträchtige Geschäftsideen
Oliver Huber, CEO des Einsiedler Start-Ups Nomady, zeigte in der dritten Breakout-Session auf, wie nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen können. Sein Start-Up verfolgt eine innovative und ressourcenschonende Geschäftsidee. Seit der Gründung 2019 hat sich Nomady in der Schweiz als führender Marktplatz für nachhaltigen und naturnahen Tourismus etabliert. Um diese Entwicklung voranzutreiben, konnte das Einsiedler Jungunternehmen namhafte Partner für sich gewinnen. Zu den Investoren der ersten Stunde gehört auch die Innovationsstiftung der Schwyzer Kantonalbank.
Eigenverantwortung als Schlüssel für die Zukunft
In der abschliessenden Diskussionsrunde moderiert von Damian Betschart, Tele1, diskutierten neben Christan Schaffner und Oliver Huber auch Abt Urban vom Kloster Einsiedeln und Susanne Thellung, CEO der SZKB, über langfristiges Generationendenken und nachhaltiges Handeln. Für die CEO der Schwyzer Kantonalbank ist klar: «Wir haben eine Verantwortung für die nachfolgenden Generationen, ihnen ein Erbe zu hinterlassen, auf das sie aufbauen können.» Was heute selbstverständlich sei, könne morgen in Frage gestellt sein. Darum sei es wichtig, dass jede Firma, der Kanton und die Bürgerinnen und die Bürger eigenverantwortlich und vorausschauend handeln.