Gruppenaufnahme des Teams des Restaurants Magdalena in rustikalem Ambiente Gruppenaufnahme des Teams des Restaurants Magdalena in rustikalem Ambiente Gruppenaufnahme des Teams des Restaurants Magdalena in rustikalem Ambiente

Heute tun, was morgen zählt

Publiziert
Mai 2023
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Fokus 01/2023 Fokus-Story

Auf den ersten Blick haben die Pädagogische Hochschule Schwyz, der Gesundheitslogistiker Cosanum und das Restaurant Magdalena wenig gemeinsam. Was die drei Betriebe jedoch eint, ist ihr Bestreben, den Herausforderungen der Zukunft offen und innovativ zu begegnen.

 

Im Gegensatz zu anderen Hochschulen, die meist in den urbanen Zentren liegen, wirkt die Pädagogische Hochschule Schwyz (PHSZ) geradezu idyllisch. Der Campus befindet sich zehn Gehminuten vom Bahnhof Goldau entfernt und liegt in einer Sackgasse, eingebettet zwischen Rigi und Rossberg. Fast scheint es, als würden die Uhren hier noch etwas langsamer ticken als anderswo. Doch der erste Eindruck täuscht. Die PHSZ liegt vielleicht nicht mitten «im Kuchen», doch sie befindet sich zweifellos am Puls der Zeit.

In Goldau absolvieren derzeit rund 400 Frauen und Männer eine Ausbildung zur Lehrperson, zudem hat sich die PHSZ weitherum einen Namen als Weiterbildungs- und Forschungsstätte gemacht. Einer der Schwerpunkte liegt dabei auf der Schulentwicklung und der digitalen Transformation in der Volksschule. «Wir beschäftigen uns intensiv mit der Frage, welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler in Zukunft brauchen werden», sagt Morena Borelli. Die 36-Jährige leitet die Fachstelle für computer- und internetgestütztes Lernen. Sie ist ausserdem Dozentin im Bereich Medien und Informatik sowie Co-Studiengangsleiterin des CAS Digitale Transformation in der Schule.

Eine Frau steht alleine im leeren Hörsaal der Pädogogischen Hochschule Schwyz


Ist der grosse Hörsaal ein Auslaufmodell? Neue Unterrichtsformen werden wichtiger, weiss Morena Borelli.

Standardlösungen haben ausgedient

Welche Skills also brauchen Kinder und Jugendliche, die heute die Schule besuchen, später im Alltag? «Einen zuverlässigen Blick in die Kristallkugel gibt es bekanntlich nicht», schmunzelt Borelli. «Niemand weiss im Detail, welche Kompetenzen in Zukunft für ein gelingendes Leben und einen sicheren Arbeitsplatz zählen.» Traditionelle Grundfertigkeiten wie Lesen, Rechnen und Schreiben bleiben laut Borelli in Zukunft wichtig; es kommen aber auch viele neue Aspekte hinzu. «Der Fokus liegt je länger, je mehr auf der Förderung der persönlichen Handlungsfähigkeit.»

In einer Welt, die sich durch stetig verändernde Rahmenbedingungen kennzeichnet, gelte dies umso mehr. «Oft sind es unterschiedliche Kompetenzen und Charakterstärken, die ein Team, eine Familie oder eine Gesellschaft erfolgreich machen.» Expertinnen wie Borelli sind sich einig, dass künftige Arbeitskräfte in Zukunft primär das können müssen, was Maschinen nicht können – und was somit nicht wegautomatisiert werden kann. «Kreativität, Problemlösefähigkeiten und Sozialkompetenzen werden an Bedeutung gewinnen.»

 

Nicht jeder Tech-Hype setzt sich durch

Selbstverständlich spielt in der Schule von morgen auch der Umgang mit digitalen Instrumenten eine entscheidende Rolle. Aber Achtung: «Tools kommen und gehen», betont Borelli. Wichtiger als das Beherrschen einzelner Programme oder Gadgets sei deshalb das grundsätzliche Verständnis davon. Das werde auch den Studierenden in verschiedenen Modulen vermittelt. Dass die Digitalisierung grossen Einfluss auf die Schule hat, ist hingegen unbestritten. «Einerseits verändern technologische Innovationen die Anforderungen der zukünftigen Arbeits- und Lebenswelt an die kommende Generation und damit die Ausbildung.

Andererseits bieten sie im Schulalltag ganz konkrete Potenziale und Herausforderungen», erklärt Borelli. Kaum ein Fach, in dem heute keine Laptops oder Tablets eingesetzt werden. «Das Tool, welches ich heute brauche, kann jedoch nach einiger Zeit bereits wieder veraltet sein oder anders aussehen. » Fast schon beruhigend wirkt da Borellis Aussage, wonach sich längst nicht jeder Tech-Hype auch in der Schule durchsetze. «Virtual-Reality-Brillen zum Beispiel haben bis jetzt noch keine Rolle im Lehrplan. Und auch ein 3D-Drucker allein macht noch keinen guten Unterricht.»

«Unser Modell findet sich in keinem Lehrbuch»

3D-Drucker sucht man auch bei der Firma Cosanum in Schlieren vergebens. Und enttäuscht wird auch, wer vor Ort nach dem Geschäftsführer verlangt. «So eine Person gibt es bei uns nicht», sagt Bruno Schefer und lacht. Der 70-Jährige ist gemeinsam mit seinem Sohn Thomas Co-Headcoach des Unternehmens. Nebst einer klassischen Geschäftsleitung sucht man auch Abteilungs- oder Teamleiter vergebens, dafür kommen auf die 130 Mitarbeitenden ein Dutzend Coaches. Diese stehen – ähnlich wie in einer Sportmannschaft – ihren Kolleginnen und Kollegen als Mentoren, Sparringpartner und Motivatorinnen zur Seite. Das IT-Team kommt sogar gänzlich ohne Führung aus. Im Zuge des Projekts «Next Generation» hat Cosanum in den vergangenen Jahren einen radikalen Wandel durchgemacht. Vom Handelsbetrieb zum Logistikdienstleister, von klassischen Strukturen zur «New Work»-Organisation.

Die Firma, die das Spital Schwyz und viele weitere Gesundheitsinstitutionen mit Operationssets, Untersuchungshandschuhen, Masken oder Inkontinenzeinlagen für Erwachsene ausrüstet, spricht nicht von Leadership, sondern von «collaboration». Statt «employees» sind in Schlieren «Happy cosaMembers» tätig – und natürlich reden sie hier nicht von Kunden, sondern von «Happy Customers ». Die flachen Hierarchien kommen nicht von ungefähr. «Ich hatte schon immer Mühe mit Autoritäten», sagt Thomas Schefer, 41. «Auch deshalb läuft bei uns vieles anders.» Parkplätze für die Firmenspitze gibt es genauso wenig wie repräsentative Chefbüros. Weil es bei Cosanum seit Neuestem keine fixen Plätze mehr gibt, wechseln auch Thomas und Bruno Schefer regelmässig ihren Arbeitsplatz. Davon gibt es übrigens nur noch dreissig statt wie früher achtzig. «Heute können die Mitarbeitenden selber entscheiden, wie oft sie ins Büro kommen und wann sie von zu Hause aus arbeiten», sagt Schefer. Aus gutem Grund: «Als während Corona alle zu Hause waren, litt darunter weder die Produktivität noch die Qualität.»

 

Die beiden Headcoaches und Geschäftsführer von Cosanum stehen vor ihrem Logo.

Trotz stetigem Wachstum ist Cosanum ein Familienunternehmen geblieben: 1980 von René Schefer gegründet, übernahm der jüngere Bruder Bruno (links) 2014 die Leitung. Im Rahmen des Projekts «Next Generation» hat dessen Sohn Thomas (rechts) 2020 einen Teil der Verantwortung übernommen. Auch René Schefer und seine Söhne sind als Member des Family Boards und Grossaktionäre nach wie vor an Bord.

 

Inspiration zum Wandel fanden die Schefers – alle fünf Verwaltungsräte tragen diesen Namen – bei prominenten Akteuren wie Google, Airbnb oder Uber. Von einem «amerikanischen Modell» möchte Thomas Schefer aber nicht sprechen. «Unser Modell findet sich in keinem Lehrbuch.» Die wichtigste Botschaft, an der sich alle Mitarbeitenden – exgüsi, alle Happy cosaMembers – orientieren sollen: «Fürchtet euch nicht vor Fehlern, sondern davor, eine Chance zu verpassen.» Schefers verstehen sich als «Gamechanger», sie lieben es, mit Mustern zu brechen. «Was uns auszeichnet, ist die gelebte Kultur, der Innovationsgeist und die Leidenschaft zur radikalen Prozesskostenreduktion.»

 

Lieferung direkt in den Operationssaal

Zu dieser Überzeugung gehört auch, dass Cosanum immer wieder Innovationen auf den Markt bringt. Ein Beispiel dafür ist der Produkt- und Lieferservice «cosaOP Logistics». Cosanum liefert Spitälern das für den Eingriff benötigte Material in speziell konzipierten Rollwagen direkt in den OP. Eine weitere Neuheit aus Schlieren: Mit der App «cosaScan» können die Kunden von Cosanum medizinisches Verbrauchs- und Hygienematerial seit einiger Zeit von überall und jederzeit via App bestellen. Genau mit solchen Innovationen will der Familienbetrieb seine Zukunft sichern. «Wir denken nicht in kurzfristigen Erfolgen, sondern in langfristigen Zeiträumen», betont Thomas Schefer. Wie sein Vater möchte auch er die Cosanum dereinst seinen Nachkommen übergeben. Dies ganz nach dem Slogan des Gesundheitslogistikers, der prominent an einer Wand prangt: «Wir wollen Menschen inspirieren, damit Zukunft entsteht.»

Magdalena-Team stehen auf dem Balkon und schauen in den Talkessel


Das Trio vom Magdalena führt sein Team mit Weitsicht und Verständnis – und ist damit sehr erfolgreich.

Schwellenlose Gastronomie

Einen Moment der Inspiration hat es vor einigen Jahren auch in Rickenbach gegeben. «Gastronomie, das heisst doch, Tag und Nacht zu arbeiten und trotzdem kaum etwas zu verdienen.» – «Und wenn wir es einfach auf unsere Art machen?» – «Hmm, hier in Rickenbach, seid ihr sicher?» So oder ähnlich könnte es geklungen haben, als sich Dominik Hartmann-Suter, Adriana Hartmann und Marco Appert 2019 überlegten, das traditionsreiche Restaurant Magdalena zu übernehmen – und daraus keine Beiz, sondern ein Gourmetlokal zu machen.

Das Ergebnis lässt sich sehen. Das Restaurant Magdalena thront hoch über Schwyz. Aus der durchgehenden Fensterfront schweift der Blick auf den Lauerzersee, im Rücken des Lokals liegen die nahen Mythen. Die Einrichtung ist schlicht und stilvoll: runde Holztische auf einem hell gesprenkelten Boden, ein edles Buffet in dunklem Holz. In der Küche rotieren schon die Maschinen an diesem sonnigen Frühjahrsmorgen, die Köche werden nun sieben Stunden am Stück für den Abendservice vorproduzieren. Sie schmoren stundenlang Zwiebeln, köcheln getrocknete Pilze zum intensiven Gemüsefond ein und bereiten die sieben Gänge des saisonalen Überraschungsmenüs mit Hunderten Komponenten zu einmaligen Gerichten zu.

So weit alles ziemlich normal für eine Gourmetküche. Und trotzdem steht das Restaurant Magdalena in Rickenbach für eine neue Ära der Gastronomie. Sitzt man mit Küchenchef Dominik Hartmann am Tisch, spürt man schnell, warum. Der zurückhaltende Gastronom ist zweifellos ein Ausnahmetalent, kreiert er doch seine Menüs vollständig im Kopf und bringt sie dann schon beim ersten Versuch nahezu perfekt auf den Teller. Doch Hartmann gehört auch zu einer Generation, die nicht mehr ihre ganze Identität der Arbeit unterordnet. Sein Restaurant hat an drei Tagen die Woche geschlossen, an sieben Wochen im Jahr sind Betriebsferien. Wenn er da ist, gibt Hartmann dafür Vollgas. «Ich finde es sinnvoller, bei der Arbeit und auch im Privaten wirklich präsent zu sein, statt ständig mit einem Fuss in beiden Welten zu stehen», sagt der 30-jährige Gastronom.

 

Positiver Vibe in der Küche

Während Future-Skills-Experten die wachsende Bedeutung sozialer und emotionaler Kompetenzen betonen, handelt das «Magdalena»-Team intuitiv nach diesen Grundsätzen. Das Team gehört zu Hartmanns Freundeskreis. «Wir machen auch in der Freizeit viel zusammen oder werfen vor dem Service noch ein paar Körbe auf dem Basketballplatz. Ich glaube, das erleichtert die Arbeit und stärkt den Zusammenhalt», so der junge Schwyzer. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten werden respektiert und geschätzt – alle haben ihren Bereich, in dem sie Verantwortung übernehmen. Und läuft doch einmal etwas nicht wie gewünscht, bespricht man es in Ruhe. Den lauten Küchenchef, der einmal auf den Tisch haut, sucht man hier vergebens.

Vermutlich ist gerade dieser positive Vibe ausschlaggebend dafür, dass das Konzept so gut gelingt. In diesem Umfeld können alle ihre Stärken einbringen und ihre Kreativität entfalten. Storys und Reels auf Instagram ziehen Gleichgesinnte an, die Teil des Teams werden wollen. Wer hier arbeitet, kriegt mehr als den Lohn Ende Monat, muss aber auch etwas draufhaben. «Die Fähigkeit, die wir am meisten brauchen, ist wohl Innovation», sagt Hartmann. Die Gäste freuen sich auf Überraschungen, möchten ungewohnte Kreationen mit «der nötigen Tiefe» entdecken. Diese auch mit den rein vegetarischen Menüs zu erreichen, sei seine persönliche Herausforderung.

 

Unangestrengt führen

Anders als in anderen Betrieben unterliegt dieser Art, zu arbeiten, keine ausgereifte Strategie, sondern es passiert einfach. Was passt, macht man – was gerade nicht stimmig ist, lässt die Crew sein. Weniger Erfolg hat sie mit diesem Ansatz nicht: Zwei Michelin-Sterne zeichnen bereits die Qualität des Jungunternehmens aus. Mit der vegetarischen Küche auf diesem Niveau ist das «Magdi» zudem europaweit eine Pionierin. Hätte das Trio Anfang 2020 schon gewusst, wie gut es laufen würde, wäre ihm der Entscheid bestimmt leichter gefallen.

 

Wie sich die Schule für die digitale Zukunft rüstet

Digitale Kompetenzen sowie der Umgang mit Medien zählen heute zu den Schlüsselkompetenzen in der Schule. Dieser Tatsache wird die Pädagogische Hochschule Schwyz mit ihrem Konzept «Lehren und Lernen mit digitalen Medien» gerecht. Bei der Aus- und Weiterbildung der Studierenden sowie der Dozierenden fokussiert sich die PHSZ auf spezifische Handlungsfelder rund um die Digitalisierung.

Während im Themenfeld Cyberrisiken mögliche Gefahren und Schutzmassnahmen bei der Verwendung und Weitergabe personenbezogene Daten behandelt werden, stehen beim Handlungsfeld Urheberrecht unter anderem die Lizenzformen im digitalen Raum im Fokus. Im Bereich «Gemeinsame digitale Räume» wird sowohl ein technisches Grundverständnis – also zum Beispiel der Umgang mit der Cloud – wie auch die nötigen zwischenmenschlichen Kompetenzen thematisiert. Dies, weil gerade das zeit- und ortsversetzte Arbeiten in digitalen Räumen andere Herausforderungen mit sich bringt als klassische Gruppenarbeiten im selben Klassenzimmer.