Finanzielle Bildung dank Sackgeld: ab wann, wie viel und wie begleiten?
Sackgeld ist der ideale Einstieg, um Kindern den Umgang mit Geld früh und spielerisch beizubringen. Hier erfahren Sie, wann und wie Sie mit dem Taschengeld starten können – und wie Sie Ihr Kind dabei sinnvoll begleiten.
Laut einer aktuellen Studie erhalten rund zwei Drittel der 6- bis 12-Jährigen in der Schweiz Sackgeld. Mit dem Geld lassen sich eigene kleine Wünsche finanzieren, zum Beispiel ein Glacé, Spielzeug oder kleine Aktivitäten. Grössere Anschaffungen und Ausgaben wie für Kleidung oder Ferien übernehmen in diesem Alter aber meist noch die Eltern.
Bereits ab der Primarschule (im Alter von ca. 6 bis 7 Jahren) mit regelmässigem Sackgeld zu beginnen, lohnt sich: So lernen die Kinder den Wert von Geld schätzen und üben das Einteilen und Sparen.
Wie viel Sackgeld in welchem Alter?
Die passende Höhe des Taschengeldes lässt sich nicht pauschal bestimmen – sie hängt stark vom Alter des Kindes sowie dem Familienbudget ab. Wichtig ist, dass der Betrag zu Ihnen und Ihrem Kind passt und Sie Höhe und Auszahlungsrhythmus mit Ihrem Kind besprechen.
Philipp Zehnder, Leiter Basiskunden Schwyz bei der SZKB empfiehlt: «Es empfiehlt sich, das Sackgeld mit zunehmendem Alter zu erhöhen. Eine einfache Faustregel kann lauten: rund CHF 1 pro Klassenstufe und Woche. Also: in der 1. Klasse CHF 1 pro Woche, in der 2. Klasse CHF 2 pro Woche und so weiter.»
Beispielhafte Taschengeld-Tabelle: Sackgeld nach Alter im Überblick
Alter | Art | Beispielbetrag | Tools/Produkte |
Unterstufe (ca. 6-9 Jahre) | Sackgeld | CHF 1-3/Woche* |
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Mittelstufe (ca. 9-12 Jahre) | Sackgeld | CHF 3-6/Woche* |
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Oberstufe (ca. 12-15 Jahre) | Sackgeld oder Jugendlohn | CHF 6-9/Woche* oder Jugendlohn gemäss Vereinbarung | |
Weiterf. Schule / Lehre (ca. 15-18 Jahre) | Jugendlohn (evtl. ergänzend zum ersten Lohn) | gemäss Vereinbarung |
* Der Betrag pro Woche dient lediglich als Berechnungsgrundlage. Je nach Absprache können Sie diesen beispielsweise verdoppeln oder vervierfachen und entsprechend zweiwöchentlich oder monatlich auszahlen.
Finanzielle Bildung beginnt zu Hause: Wie bringe ich meinem Kind einen guten Umgang mit Geld bei?
«Sackgeld ist mehr als nur ein kleiner Betrag für Süsses oder Stickerbüchli: Es ist ein erster Schritt Richtung Eigenverantwortung. Je früher Kinder lernen, Geld zu verstehen, desto selbstverständlicher wird der Umgang damit», erklärt Philipp Zehnder, Leiter Basiskunden Schwyz.
Damit dieser Lernprozess gelingt, braucht es altersgerechte Impulse: Welche (Geld-)Themen sind in welchem Alter wichtig? Wie können Sie als Eltern Ihr Kind Schritt für Schritt begleiten – mit Gesprächen, Routinen und den passenden Hilfsmitteln?
Erste Erfahrungen mit Geld: vor und im Kindergarten (ca. 3 bis 6 Jahre)
In diesem Alter geht es meist noch nicht um regelmässiges Sackgeld, sondern um erste, kleine Erfahrungen: zum Beispiel ein «Batzeli» fürs Glacé, die Chilbi oder die Ferien. So versteht Ihr Kind, dass man sich Dinge nicht einfach nimmt, sondern dafür bezahlen muss. Und es entwickelt ein erstes Gespür für Geld und den Wert von Dingen.
Wichtige Lernschritte in diesem Alter:
- Den Wert von Geld begreifen
- Zählen und Retourgeld verstehen
- Den Unterschied zwischen «direkt ausgeben» und «aufsparen» erkennen
- Erste Verantwortung übernehmen
So können Sie Ihr Kind dabei unterstützen:
- Bringen Sie Ihrem Kind das Konzept Kaufen und Verkaufen näher, beispielsweise durch gemeinsames «Verkaufslädeli-Spielen».
- Besprechen Sie gemeinsam: «Wenn du ein Batzeli bekommst: Was gibst du direkt aus und was legst du auf die Seite, bist du mehr Geld beisammen hast?»
- Bevor es ans tatsächliche Ausgeben geht, können Sie nochmals überlegen: «Willst du wirklich das kaufen oder doch lieber etwas anderes?» Das stärkt die Reflexion und das Übernehmen von Verantwortung fürs Ausgeben von Geld.
Diese Tools und Produkte helfen Ihnen dabei:
- Schlagen Sie Ihrem Kind vor, ein Portemonnaie und ein Sparkässeli (oder zwei kleine Portemonnaies) zu nutzen: eines fürs Ausgeben, eines fürs Sparen.
- Eröffnen Sie allenfalls auch schon ein Kinderkonto für Ihren Nachwuchs. So bringen Sie ihm den Unterschied zwischen Bargeld und Geld auf einem Konto näher.
- Möchten Sie parallel dazu Geld für Ihr Kind anlegen, etwa für spätere Wünsche und Ziele? Mit einem speziellen Fondssparplan für Kinder legen Sie den Grundstein für einen guten Start in die Zukunft.
Dank eigenem Sparkonto lernen Kinder, dass Geld nicht nur in Münz und Scheinen daherkommt – und nähern sich spielerisch Themen wie Einzahlen, Sparen und Abheben. Natürlich immer sicher und gut begleitet.
Erstes richtiges Sackgeld: Unterstufe (ca. 6 bis 9 Jahre)
Es empfiehlt sich, ab der Unterstufe mit regelmässigem Sackgeld zu beginnen. Unser Experte empfiehlt dazu: «Für den grössten Lerneffekt sollte Ihr Kind selbst entscheiden dürfen, wie es das Geld verwendet.» Dies jedoch im Rahmen der gemeinsam vereinbarten Regeln und Abmachungen – und unter Ihrer Begleitung.
Wichtige Lernschritte in diesem Alter:
- Geld einteilen und Prioritäten setzen
- Kurzfristige und mittelfristige Wünsche unterscheiden lernen
- Geduld beim Sparen entwickeln
So können Sie Ihr Kind dabei unterstützen:
- Sprechen Sie über unterschiedliche Wünsche und den jeweiligen Preis. So lernt Ihr Kind, dass man sich nicht alles direkt leisten kann, sondern manchmal erst darauf hinsparen muss.
- Überlegen Sie gemeinsam: «Welchen Wunsch möchtest du dir erfüllen und wie viel legst du dafür (regelmässig) zur Seite?»
- Erklären Sie den Unterschied zwischen Bargeld und Geld auf einem Konto.
Diese Tools und Produkte helfen Ihnen dabei:
- Falls noch nicht geschehen, bietet es sich in dieser Altersstufe an, ein erstes eigenes Sparkonto für Ihr Kind zu eröffnen. So lernt es, was es bedeutet, Geld auf einem Sparkonto auf die Seite zu legen – im Gegensatz zum Geld für den alltäglichen Gebrauch, das es zu Hause in seinem Portemonnaie hat.
- Wenn Sie auch einen Fondssparplan für Ihr Kind haben, können Sie ihm erklären, dass Sie (oder Gotti/Götti oder die Grosseltern) dort für später Geld zur Seite legen und es so über die Jahre mehr wird.
Sackgeld im Griff: Mittelstufe (ca. 9 bis 12 Jahre)
Das Sackgeld wird höher, die Wünsche und damit einhergehende Risiken komplexer – Stichwort: Online-Shopping und Games. «In diesem Alter lohnt es sich besonders, das Gespräch zu suchen. Thematisieren Sie allfällige Gefahren im Internet, aber auch Überlegungen zu Werbeversprechen und tatsächlicher Qualität», rät unser Experte.
Wichtige Lernschritte in diesem Alter:
- Eigenständiger planen und sparen
- Unterschiede zwischen Wunsch und Bedarf erkennen
- Erste kritische Auseinandersetzung mit Konsumverhalten
- Sensibilisierung für Risiken und Gefahren in Kaufprozessen, insbesondere im Internet
So können Sie Ihr Kind dabei unterstützen:
- Besprechen Sie: «Welche Ausgaben sind dir wichtig, was brauchst du wirklich? Was sind Dinge wirklich wert? Wie viel kannst und willst du sparen?»
- Vergleichen Sie gemeinsam Preise und reflektieren Sie Käufe.
- Sprechen Sie über Online-Shopping und potenzielle «Fallen» im Internet (beispielsweise In-App-Käufe und kostenpflichtige Optionen beim Online-Gaming).
Diese Tools und Produkte helfen Ihnen dabei:
- Das erste eigene Sparkonto bleibt auch in diesem Alter ein treuer Begleiter.
- Je nach Reife des Kindes könnte auch ein erstes Privatkonto inklusive eigene Bezugskarte zum Geldabheben infrage kommen. Am besten sprechen Sie mit Ihrer Bank.
- Wenn Sie oder nahestehende Personen in einem Fondssparplan Geld für Ihr Kind anlegen, können Sie es je nach Reife und Interesse mehr und mehr miteinbeziehen, um längerfristiges Sparen und Anlegen zu thematisieren.
Sackgeld oder Jugendlohn: Oberstufe (ca. 12 bis 15 Jahre)
Je älter das Kind, desto grösser die Ausgaben – und die Verantwortung. «An sich spricht nichts dagegen, wie bisher mit dem Sackgeld fortzufahren. Um den jungen Menschen an die zunehmende Verantwortung im Umgang mit Geld heranzuführen, empfehlen wir jedoch den sogenannten Jugendlohn als Alternative», erklärt Philipp Zehnder, Leiter Basiskunden Schwyz.
Dabei handelt es sich um einen fix vereinbarten monatlichen Betrag – ähnlich einem Lohn –, von dem das Kind auch grössere Ausgaben wie Kleidung, den Besuch im Coiffeursalon oder das Handy-Abo selbstständig bezahlt.
Wichtige Lernschritte:
- Selbstständigere Budgetplanung
- Rücklagen für unregelmässige Ausgaben bilden
- Reflektierter Umgang mit Konsumdruck
So können Sie Ihr Kind dabei unterstützen:
- Setzen Sie sich gemeinsam hin und rechnen Sie: «Was brauchst du pro Monat? Welche Ausgaben fallen nicht monatlich an, müssen dann aber zum Zeitpunkt X bezahlt werden? Wie viel kannst und willst du regelmässig zur Seite legen?»
- Erklären Sie, wie bargeldloses Zahlen und Online-Shopping funktionieren – inklusive allfälliger Risiken.
- Sprechen Sie (weiterhin) über Wünsche und Ziele und wie Ihr Kind möglichst sinnvoll darauf hinsparen kann.
Diese Tools und Produkte helfen Ihnen dabei:
- Häufig findet im Alter von ca. 12 Jahren der Wechsel vom Kinder- zum Jugendkonto statt. Besonders wichtig für die jungen Menschen: das erste eigene Privatkonto mit Karte für bargeldloses Bezahlen und Online-Shopping.
- Zusätzlich hilft ein Jugendsparkonto, weiter (systematisch) Geld zur Seite zu legen.
- Manche Jugendliche haben auch Interesse an Taschengeld-Apps, um ihre Ausgaben besser im Blick und Griff zu behalten.
- Je nach Bank kann es sein, dass ein Kinderfondssparplan nun in einen Jugendfondssparplan umgewandelt wird. So wird bei der SZKB beispielsweise der Kabi-Fondssparplan ab dem 12. Lebensjahr zum REDy-Fondssparplan.